Lokstedter Fahrradhof

Reparaturobjekt war ein rostfreies, 30 Jahre altes Fahrrad im Bestzustand, welches nur für möglichen Besuch im Wochenendhaus angeschafft wurde und keine 100 km Betrieb hinter sich hatte, bei dem aber die Achsen und Schaltung nun schwergängig waren. Zur Begrüßung kam erstmal ein unfreundliches "Du musst jetzt mal ein paar Minuten warten, ich telefoniere" (wegen eines Pullovers, wie man gut hören konnte). Zwischendurch wurde das Rad dann kurz betrachtet und als erstes "Das ist ja keine Reparatur, das ist ja ein Restaurationsobjekt, so alt wie das ist" gesagt. Dann folgte die Info, dass er sich das mal in Ruhe auf dem Reparaturständer ansehen müsse, aber wie ich sehen würde, wäre da ja gerade ein Rad drauf. Ich merkte an, dass das nur ein Besuchsrad wäre und ich gerne eine ungefähre Preiseinschätzung der Gangbarmachung von Vorderradnabe und Schaltung haben würde und ich nach Investition von 40€ in neue Reifen und Schläuche da keine Unsummen investieren wolle, weil es auch weiterhin nur ein Rad für potentiellen Besuch wäre. Daraufhin kam der Spruch "Naja. 40 €, dafür bekommt man ja vielleicht grad mal einen guten Reifen. Vermutlich muss man da die ganze Schaltung austauschen". Auf die Nachfrage, was denn an der Schaltung, bei der das Schaltwerk sich auf Hebelzug ja bewegte und die Kette auf dem Schaltkranz umwarf, aber der Kettenspanner festsaß, kaputt sein könnte, meinte er, die Federn. Auf Nachfrage, was es außer den Federn sein könne hieß es dann, es könne ja auch der Seilzug sein - der beim Vorführen ja aber funktionierte, wenn auch mit etwas Kraftaufwand. Als Reaktion kam dann wieder, dass er sich das erstmal ansehen müsse und als ich nachfragte, was das "Ansehen" denn kosten würde, klingelte dann erneut das Telefon und anstatt mir erstmal zu antworten ging er sofort ans Telefon und verschwand mit dem Anrufer redend, weiterhin über einen Pullover schwadronierend. Nachdem ich dann 3 Minuten alleine in der Werkstatt stand, beschloss ich, es bei einem Fahrradladen zu versuchen, bei dem man als gern gesehener Kunde und nicht als Störenfried behandelt wird. Fahrrad Bullerjahn half mir dann, trotz Vollauslastung der Reparaturtermine, im strömenden Regen und es waren nicht die Federn, sondern lediglich verharzte und verstaubte Komponenten, die mit Kettenöl wieder gangbar gemacht wurden. Gratis. DAS ist Kundenservice. Kurz darauf rief Herr Laske mich an (Meine Nummer hatte er sich über Freunde besorgt, wir hatten uns zweimal kurz gesehen) und fragte, weshalb ich dann gegangen wäre. Ich informiert ihn, dass ich er mir das Gefühl vermittelt habe, zu stören und ich nicht stören wolle, zudem habe Bullerjahn mir schon geholfen. Daraufhin meinte er, das würde ihm ständig irgendwelche Leute sagen und ich würde wohl erwarten, dass er bei Reparaturannahme noch eine Verbeugung mache. Angesichts seines eingangs geschilderten Verhaltens - ohne Worte... Und genau deshalb hat Bullerjahn einen großen, ansehnlichen Laden und Herr Laske nur eine kleine, schmierige Werkstatt!

Wie froh war ich, als wir endlich mal wieder einen kleinen Hinterhof Fahrradladen fanden. Aber leide...mehr lesen …